«Wir müssen alle aussergewöhnliche Arbeit leisten»

    Die Verantwortlichen der Sportclubs müssen im Angesicht der zweiten Covid-Welle nun vor allem Umsetzungskompetenz und Flexibilität beweisen. Wir haben beim FC Basel und beim EHC Basel nachgefragt.

    (Bild: JoW) Volle Stadien sind aktuell Wunschdenken. Die Verantwortlichen der Sportclubs müssen vor allem Umsetzungskompetenz und Flexibilität beweisen.

    Von Managerinnen und Managern wird heute eine hohe Umsetzungskompetenz verlangt. Massnahmen und Ziele müssen nicht nur klar kommuniziert und mit einem gut funktionierenden Team geplant, sondern auch optimal umgesetzt werden. Der Begriff der Umsetzungskompetenz ist ein Synonym für «Volition» und Willenskraft. Er bezeichnet die Fähigkeit, innere und äussere Widerstände oder Hindernisse auf dem Weg zum Ziel wirksam zu überwinden. Die Volition erklärt, wie der Antrieb (die Motivation) zu Ergebnissen (Erfolgen) führt. Eine Studie der Uni St. Gallen und der London Business School habe ergeben, dass nur zehn Prozent eine Stichprobe von Managern in Europa über die notwendige Umsetzungskompetenz verfügen. Die anderen sind entweder hyperaktiv, aber erfolglos, oder sie zaudern und warten bis die Umstände sie zu (passiven) Reaktionen zwingen (Quelle: www.managementkompetenzen.de). Genau diese Umsetzungsmängel sind aktuell nicht gefragt.

    Umsetzungskompetenz wird derzeit, im Angesicht der zweiten Covid-Welle, von allen verlangt. Auch von den Verantwortlichen der Sportclubs der Region. Wir haben uns beim FC Basel und beim EHC Basel umgehört. Beide waren zuletzt enormen Belastungen ausgesetzt, da es intern laufend positive Coronavirus-Befunde gab mit Quarantäne-Erlass für die Teams und deren Staffs und viele Spiele, aber auch Trainingseinheiten und sonstige Verpflichtungen verschoben werden mussten. Und jeden Tag gibt es wieder neue Vorgaben und Entwicklungen im Zusammenhang mit dem unberechenbaren und sich assymetrisch verbreitenden Virus.

    Welche Herausforderungen waren jene, die am schwierigsten umzusetzen waren? Welche Umsetzungskompetenzen sind aktuell gefragt? Was gab es – auch ausserhalb der sportlich-technischen Herausforderungen – schnell zu regeln, damit der Betrieb aktuell und auch in den nächsten Wochen wenigstens halbwegs normal laufen kann? Wir haben Remo Meister, Kommunikationsverantwortlicher beim FC Basel und mit Olivier Schäublin, Sportchef des EHC Basel zur aktuellen Lage befragt:

    Welche konkreten Herausforderungen in Marketing und Kommunikation und im Bereich Clubmanagement sind jetzt und in den kommenden Wochen besonders wichtig anlässlich der COVID-Fälle im Club?

    EHC Basel Fotoshooting September 2018 Fotograf Alexander Palacios

    Olivier Schäublin: Für uns bestehen die hauptsächlichen Herausforderungen darin, Spiele zu verschieben und neue Daten zu finden. Das ist nicht nur für uns, sondern auch für die gesamte Liga nicht optimal, weil auch andere Vereine im selben Boot sind. Dazu werden auch immer wieder Trainingseinheiten gestrichen, was auch für die Spieler als schwierig empfunden wird. Organisatorisch müssen wir zum Beispiel alle Fans informieren oder uns um jene kümmern, welche bereits Tickets für den verschobenen Match gekauft haben.

    (Bild: zVg / FC Basel) Remo Meister, Kommunikationsverantwortlicher FC Basel

    Remo Meister: Der FC Basel 1893 als Gesamtverein ist – wie die allermeisten anderen Sportclubs und Unternehmen – natürlich auch seit vielen Monaten stark betroffen von der allgemeinen Situation im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Sowohl im Marketing als auch in der Kommunikation und in allen anderen Bereichen des FCB ist in dieser Zeit grösstmögliche Flexibilität gefordert, weil es aufgrund der Entwicklung der Pandemie immer wieder zu Veränderungen kommen kann – zum Beispiel in Bezug auf die Ausgangslage für die Durchführung von Heimspielen im Stadion St. Jakob-Park. Wie viele Zuschauer können wir ins Stadion lassen? Welche Schutzkonzepte sind notwendig? Auch bei uns ist es wichtig, wie wir mit den Fans kommunizieren: Wie organisieren wir den Ticketbezug der Fans unter diesen besonderen Umständen? Wie stellen wir kommunikativ sicher, dass stets alle FCB-Interessierten mit den wichtigsten Informationen versorgt sind? Es sind Fragen wie diese, und viele weitere, welche wir uns derzeit täglich stellen – und Antworten dafür finden müssen.

    Manche mögen jetzt vielleicht die Hoffnung verlieren, dass es bald besser kommt und ein «normaler Sportalltag» einkehrt. Wie verhindert man einen gewissen Fatalismus und einen Motivationsverlust bei Spielern und Staff beziehungsweise allen Mitarbeitenden im Club?
    Remo Meister: Die FCB-Spielerinnen und Spieler müssen sich wie alle anderen Berufsgruppen auch der aktuellen Situation stellen und das Beste draus machen. Dies gilt selbstverständlich auch für die vielen anderen Club-Mitarbeitenden. Die Situation ist für alle neu und ungewohnt, und doch hat man sich in den vergangenen Monaten an gewisse Abläufe und Prozesse gewöhnt, die für den Arbeitsalltag teilweise sogar eine gewisse Optimierung bedeuten können. Beispielsweise bei der mobilen und digitalen Zusammenarbeit vom Home-Office aus. Im sportlichen Bereich gibt es ohnehin keinen Motivationsverlust, Fussballerinnen und Fussballer sind es gewohnt, sich auf den Wettkampf zu fokussieren – und dieser ist zweifelsfrei vorhanden, will doch der FCB in dieser Saison sowohl in der Meisterschaft als auch im Cup-Wettbewerb wieder ganz vorne mitspielen.

    Olivier Schäublin setzt bei diesem Punkt ähnlich an: «Ich frage mich, warum ein Spieler nicht motiviert sein sollte. Während der Quarantäne-Zeit beispielsweise regelt der Club alles, so dass es bald wieder normal laufen könnte je nach Situation. Die Spieler können ihrem Traum und ihrer Leidenschaft zum Eishockey immer folgen.» Im Club sei man jedoch einer aussergewöhnlichen Situation ausgesetzt: «Das heisst, wir müssen aussergewöhnliche Arbeit auf allen operativen und strategischen Ebenen leisten und einen finanziellen Spagat performen. Es ist wichtig das wir als Team zusammenstehen und gemeinsam die Krise bewältigen. Einander helfen und unterstützen dann kommt es gut.»

    JoW
    Interview: Laris Marbot

    Vorheriger ArtikelVorsicht – nachhaltig!
    Nächster ArtikelIm Dienste der Baselbieter Bevölkerung unterwegs