«Keineswegs alarmierend»

    Eine Publikation zum Thema Standortattraktivität der Credit Suisse liess aufhorchen

    Basel Stadt ist in der neuesten Studie zur Standortattraktivität  für Unternehmen nicht mehr wie gewohnt auf Platz 3. Der Aargau ist in die Top 3 vorgerückt. Was ist passiert und wie wird die Region diesen Platz auf dem Schweizer Podest zurückerobern? Wir haben beim Amt für Wirtschaft und Arbeit AWA Basel-Stadt und bei der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion Baselland genauer nachgefragt.

    (Bild: JoW) Bis in einigen Jahren wird Basel-Stadt ein Comeback in die Top 3 bezüglich Standortattraktivität für Unternehmen feiern, während auch Baselland vorrücken wird bis voraussichtlich auf den guten Platz 6.

    Hinter den Kantonen Zug und Zürich belegt seit langer Zeit traditionell Basel-Stadt jeweils den dritten Platz in der illustren Rangliste der attraktivsten Standorte der Schweiz für Unternehmen. Nun aber hat sich der Aargau vorgeschoben. Am Ende der Rangliste der Credit Suisse befinden sich die Kantone Graubünden und Wallis vor dem Schlusslicht Jura. Was uns aber besonders interessiert, ist die Frage, wie Basel wieder ein Comeback in die Top 3 schaffen soll.

    Eine steuerliche Attraktivität, die Verfügbarkeit von Fachkräften und Hochqualifizierten sowie die Erreichbarkeit (Verkehrsnetz- und -anbindungen) sind die wichtigsten Faktoren für ein solches Ranking. Dass nunmehr hinter Zug und Zürich der Kanton Aargau liegt, hat mit steuerlichen Entlastungen für Unternehmen zu tun, die jetzt greifen. In der Studie wird auch ein Ausblick auf 2020 gewagt. Diese liest sich für die Standortförderer der Region durchaus positiv. Basel-Stadt könne bis dahin an Zürich vorbei auf Rang 2 vorrücken, schreiben die Autoren. Dies, weil Basel-Stadt eine Reduktion des Gewinnsteuersatzes auf 13 Prozent plant und zudem der Kapitalsteuersatz auf ein Promille gesenkt werden soll.

    Aus den Top 3 und bald wieder ein Comeback
    Samuel Hess, Leiter Wirtschaft im Amt für Wirtschaft und Arbeit AWA ist überhaupt nicht vom Vorrücken des Kantons Aargau alarmiert: «Das Ranking ist kein alarmierendes Zeichen, weil sich Basel-Stadt regelmässig in den Top-Platzierungen bei solchen Rankings, beispielsweise auf Platz 3 des ‹kantonalen Wettbewerbsindikators 2016› der UBS befindet. Zudem dürfte Basel-Stadt gemäss der CS nach Umsetzung der Unternehmenssteuerreform III auf Platz 2 vorrücken, direkt hinter Zug. Dies zeigt, dass die Weichen richtig gestellt sind. Trotz Top-Platzierungen arbeiten wir aber daran, die Standortfaktoren für bestehende und für neu zuziehende Unternehmen weiter zu verbessern. Wir setzen dabei, meist zusammen mit unseren Nachbarkantonen Basel-Landschaft und Jura , auf die Karte Innovation.» Dazu gehören gemäss Samuel Hess geeignete, öffentlich unterstützte Infrastrukturen wie der Technologiepark Basel und der Switzerland Innovation Park Basel Area. Die  Verfügbarmachung von attraktiven Innovationsflächen sowie professionelle Dienstleistungen aus einer Hand (BaselArea.swiss) sowie die Unternehmenspflege seien Pluspunkte, so Hess weiter.

    Basel-Landschaft punktet mit Innovationsförderung
    Auch im Kanton Basel-Landschaft gibt man sich überaus zuversichtlich. Thomas Kübler von der Standortförderung Economy BL und Rolf Wirz, Kommunikationschef Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion Baselland: «Der Kanton Basel-Landschaft hat soeben die Eckwerte der Umsetzung der Unternehmenssteuerreform III im Kanton BL bekanntgegeben. Damit wird die Attraktivität des Standorts für alle Unternehmungen, insbesondere aber für innovative, forschungs- und entwicklungsstarke Unternehmungen verbessert. Daneben hat der Kanton Basel-Landschaft die Innovationskraft der kantonalen Wirtschaft durch sein Engagement im SIP BaselArea, in der Förderung von Aus- und Weiterbildungsstätten und durch sein Engagement in Bezug auf die Innovationsförderung via Basel-Area.swiss permanent verbessert. Ein drittes Element sind die Aktivitäten des Kantons in der Arealentwicklung,Verkehrserschliessung und schliesslich engagiert sich der Kanton erheblich in der Behebung des Fachkräftemangels.»

    Cleantech als wichtiger Faktor
    Der Cleantech-Bereich wird künftig noch viel mehr nachhaltige Jobs produzieren und kreieren. Dies beinhaltet eine grosse Chance für die Kantone in der Nordwestschweiz. Samuel Hess und Thomas Kübler bestätigen übereinstimmend: «Cleantech und Nachhaltigkeit spielen in der Region in verschiedenen Themenfeldern eine wichtige Rolle, so zum Beispiel bei neuen Materialien und Chemie und generell im Zusammenhang mit der Entwicklung neuer Produktionstechnologien. Hier erwarten wir einen Bedeutungsgewinn. Aktivitäten in diesem Bereich werden sicher von den sich weiter verbessernden Rahmenbedingungen profitieren. Einen kausalen Zusammenhang zur Rangierung gemäss CS sehen wir jedoch nicht.» Thomas Brenzikofer von Area Basel bestätigt die Aussage. Die Bedeutung von Cleantech in der Region erkennt man ausserdem noch an der Entwicklung der Jobangebote der Zukunft. Da haben Bund, Kantone und schon viele Fachhochschulen sowie Höhere Fachschulen reagiert und in die Ausbildung in diese neuen Cleantech-Berufsfelder investiert. TEKO Basel-Schulleiterin Terry Tschumi: «Bund und Kantone unterstützen diese Ausbildungen wie beispielsweise Techniker/in HF Umwelt und Energie ideologisch und finanziell. Jene, die jetzt davon profitieren, werden künftig bei der Jobsuche gute Chancen und bessere Karrierechancen haben. In diesem Umfeld befinden sich die Jobs der Zukunft. Wir erkennen einen grossen Interessenzuwachs diesbezüglich.»

    International denken ist angesagt
    Stark profitieren werden die Kantone BS und BL auch von Arbeitsmarkt-Vorzügen und der geostrategischen Lage. Wo sind aber die regionalspezifischen «Gefahren»? Thomas Kübler und Rolf Wirz, Kommunikationschef Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion Baselland sehen da eher wenige: «Der grenzüberschreitende Arbeitsmarkt ist eine der wesentlichen Triebfedern der tri-regionalen Wirtschaftsentwicklung. Die Vorzüge dieses Standortfaktors können nicht hoch genug eingeschätzt werden. Daneben ist aber auch der friktionslose Zugang zum globalen Arbeitsmarkt essentiell – hier dürfen keine Einschränkungen für hochqualifizierte Arbeitskräfte vorhanden sein. Die Region profitiert wie die Schweiz davon, dass sie politisch stabil und berechenbar ist und keinen Krisenherd darstellt.» Samuel Hess bestätigt diese Einschätzungen und fügt seinerseits hinzu, dass  das Dreiland gewissermassen eine Kompensation für das fehlende Schweizer Umland im Norden und Westen der Region sei. Die Offenheit des Arbeitsmarktes, inklusive der flankierenden Massnahmen, sei  eine Stärke, die Gefährdung desselben gleichzeitig eine Gefahr für den Standort. Samuel Hess fügt hinzu: «Wichtig ist für uns auch eine gute Platzierung im internationalen Vergleich, weil Basel-Stadt und die ganze Region sich nicht nur mit anderen Schweizer Standorten, sondern mit Top-Standorten weltweit messen müssen und wollen.» Auch Baselland wird bald im Ranking vorrücken. So  sieht die CS auf der Grundlage der angekündigten Eckwerte für die Umsetzung der Unternehmenssteuerreform III im Kanton Basel-Landschaft ein Vorrücken auf den Platz 6 vor. «Damit wären wir auf einem komfortablen Platz im Ranking. Betont werden muss noch einmal, dass nicht nur die generelle Gewinnsteuer, sondern auch die Anreize für forschungs- und entwicklungsintensive Unternehmen besonders günstig sind», sagen Kübler und Wirz.

    Nicht überraschend sind also die Einschätzungen bezüglich Standortattraktivität der beiden Basel sehr optimistisch: Bei der AWA Basel-Stadt erachtet man die ganze Region als wettbewerbsfähig und attraktiv für Unternehmen – auch mittel- und langfristig. Und auch in Baselland ist Optimismus Programm: «Wir sind überzeugt, dass Baselland seine Vorzüge in der Innovationsfähigkeit, in der Verfügbarkeit von Humankapital und in der Erreichbarkeit weiter entwickeln kann. Dazu kommen die Verbesserungen in der Arealverfügbarkeit und in den steuerlichen Aspekten. Die Standortqualität des Kantons Basel-Landschaft wird sich weiter verbessern.»

    JoW

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