Jetzt vorbeugen: Tigermücken lieben den warmen Frühling

    Ein (zu) warmer März wäre für die eingeschleppte Tigermücke ideal

    Durch den Klimawandel erleben wir immer öfter «warme Frühjahrsmonate» im Februar und März. Für die Vermehrung der Tigermücke ist dieser Umstand förderlich. Erste dieser eingeschleppten Tigermücken sind bereits dieses Jahr schon in der Grenzregion zu Frankreich gefunden worden. Müssen wir demnach damit rechnen, dass Tigermücken in diesem Kalenderjahr uns noch früher als im 2018 die Region mit ihrer Anwesenheit «beehren»?

    (Bilder: zVg / Bildarchiv BS) Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut in Basel

    Das Thema rund um die Tigermücke war letzten Sommer in der Region ziemlich präsent. Nun sind bereits Ende Februar die ersten dieser nicht ungefährlichen Plagegeister in der Grenzregion zu Frankreich aufgetaucht. «Das kann passieren, dass wenn es beispielsweise im März schon mehrere Tage 25 Grad hat. Dann werden die ersten Tigermücken schon früher als im Hochsommer auftauchen. Der Peak ist aber trotzdem von Juli bis September», sagt Pie Müller vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut. Die Tigermücke kann das gefährliche Denghue-Fieber oder das Zikavirus übertragen.

    Mücken und ihre Eier werden über den Transitverkehr eingeschleppt
    Die Anwesenheit einer kleinen Population der berüchtigten «Asiatischen Tigermücke» hatte schon 2018 für leichte Unruhe in der Region gesorgt. Die Grossregion Basel ist eine von jenen Regionen, wo sie bereits vereinzelt nachgewiesen wurde. Seit 2003 ist der Eindringling im Tessin heimisch. Vor vier Jahren wurde sie auch im Bündner Südtal Misox entdeckt und nun auch wieder in der Deutschschweiz, wie Pie Müller vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut bestätigt: «In der Nordwestschweiz haben wir letztes Jahr mehrmals Funde gemacht, im Gebiet zur französischen Grenze.» Letzten Sommer setzte der Kanton Basel-Stadt Insektizide gegen die Mücke ein.

    (Bild: PEXELS) Die berüchtigte Tigermücke kann man erkennen an ihrem gestreiften Muster

    Aber warum ist die Tigermücke ausgerechnet im Grossraum Basel/Baselland im Vormarsch? Der Grund ist einfach: Bei uns ist es im Vergleich zur Restschweiz überdurchschnittlich warm. Bei den Kantonen Tessin und Basel-Stadt kommt hinzu, dass beide an der Transitstrecke zwischen Nord- und Südeuropa liegen. Die Mücken werden über den Transitverkehr – per Bahn oder Fahrzeug – eingeschleppt. Es ist deshalb kein Zufall, dass die Tigermücke in Basel immer in der Nähe des französischen Zolls entdeckt wurde. Deshalb hat der Bund vor sechs Jahren ein Überwachungssystem entlang der Hautpverkehrsachsen lanciert, welches von Pie Müller vom Tropeninstitut geleitet wird. Die installierten Fallen sollen zeigen, ob und wo die Tigermücke eingeschleppt wird (Quelle: Tropeninstitut und SF).

    Gefahr einer Übertragung der Viren nach wie vor gering
    In der Region Basel und Baselland hat man schon längst reagiert: Schon letztes Jahr wurden erstmals ganz punktuell Insektizide eingesetzt. 2018 wurde dieser Einsatz wiederholt um zu verhindern, dass sich die Mücke hier gross ausbreitet. Dass die Tigermücke in der Schweiz wieder ausgerottet werden kann, glauben die Experten vom Tropeninstitut nicht. Aber Bund und Kantone wollen mit den Massnahmen wenigstens verhindern, dass sich der Eindringling aus Asien weiter verbreitet. Wichtig zu wissen und beruhigend ist: Die Gefahr einer Übertragung der Viren in der Schweiz sei aber nach wie vor gering, da diese Krankheiten hier kaum verbreitet sind. Darüber hinaus muss die Mücke aber auch einen Menschen stechen, der genügend Viren im Blut trägt, so dass diese Viren von der Mücke aufgenommen werden können. Erst dann ist die Stechmücke infektiös. Und schliesslich muss die Mücke genügend lange überleben, um jemand anderen zu stechen. Erst dann wird die Krankheit übertragen.

    An Bächen eher weniger, dafür im Wald und an stillen Gewässern – da ist es der Mücke wohl

    Für eine Epidemie braucht es sehr, sehr viele Mücken und auch viele Menschen, die bereits krank sind. Ein Tipp: Die Tigermücke brütet in kleinen Wasseransammlungen, zum Beispiel in Blumentopfuntersätzen oder in Regentonnen. Die Entwicklungszeit der Larven ist je nach Temperatur eine Woche oder länger. Deshalb sollte man diese Gefässe wöchentlich leeren. Wenn man sie nicht leeren kann, sollte man sie zudecken oder allenfalls mit einem Insektizid gegen Mückenlarven behandeln. Die Tigermücke wurde in Basel hauptsächlich an der französischen Grenze 2018 gesichtet, und man hat von Haus zu Haus in diesem Gebiet Informationen weitergegeben. Übrigens: Im Gegensatz zu den heimischen Stechmücken sind Asiatische Tigermücken nicht nur nachtaktiv sondern auch tagsüber gierig auf Menschenblut. Wir haben mit Pie Müller vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut ein kurzes Interview geführt:

    Herr Müller, wie kann sich die Bevölkerung vor der Tigermücke schützen und was sind die besten Massnahmen?
    Pie Müller: Die Tigermücke nistet in stehenden Gewässern. Die Weibchen legen ihre Eier auf das flache Wasser, wo dann diese innerhalb einer Woche schlüpfen. Wichtig ist es deshalb, dass man jede Woche seine stehenden Behälter wie leere Blumentöpfe oder Tonnen im Garten ausleert. Vor allem wenn es geregnet hat. So gibt man der Tigermücke keine Chance, dort zu nisten. Dies ist der beste Schutz, weil es eine vorbeugende Massnahme ist, und die Tigermücke sich somit erst gar nicht verbreiten kann. Bei Regentonnen ist es sehr wichtig, diese abzudecken. Zum Beispiel mit einem Netz oder einem Deckel, weil diese ja nicht ausgeleert werden. Diese Massnahme gilt nicht nur für die Tigermücke, denn auch für die heimischen Mücken, um diese von sich fern zu halten. Es ist also eine Grundsätzliche vorbeugende Massnahme, um sich die Biester vom Leib zu halten. Es existieren auch Sprays, die man sich auf die Haut sprühen kann. Eine weitere Massnahme ist lange Kleidung, wenn man im Wald spazieren geht. Wenn man ein Nest oder eine einzelne Tigermücke entdeckt hat, ist es wichtig dies zu melden, damit die notwendigen Stellen auch reagieren können.

    Wann braucht es diese Schutzmassnahmen am meisten, und ab wann sollte man diese ausführen?
    Pie Müller: Die Tigermücke ist Ende Sommer besonders aktiv. In der Regel von Juli bis September. Diese Massnahmen sollte man aber schon ab April ausführen, weil da die ersten Tigermücken auftauchen und anfangen sich zu vermehren. Somit kann man vorbeugend gegen die Verbreitung helfen.

    Wird die Tigermücke sich in den nächsten Jahren weiter verbreiten? Wie ist die Tendenz? Müssen wir mehr Angst haben als die Jahre davor? Wenn sie sich weiter ausbreitet, wo wird das sein?
    Pie Müller: Aufgrund der anhaltenden Weiterverbreitung der Asiatischen Tigermücke müssen wir davon ausgehen, dass diese sich auch in unserer Region (weiter) verbreiten wird. Da sich die Asiatische Tigermücke vorwiegend passiv als blinde Passagierin oder im Eistadium über weitere Distanzen verbreitet, sind Prognosen, wo sie sich ansiedeln wird, kaum möglich. Allerdings können wir davon ausgehen, dass der Siedlungsraum der Oberrheinregion grundsätzlich für die Etablierung der Asiatischen Tigermücke geeignet ist. Das würde bedeuten, dass die Asiatische Tigermücke sich – voraus gesetzt es würden keine Gegenmassnahmen getroffen und umgesetzt werden – auch in der Region Basel an mehreren Orten ansiedeln könnte. Aber die Gegenmassnahmen sind ja in Umsetzung.

    Daniele Ciociola

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