Gymnasiastin organisiert eine «etwas andere» Modeschau

    Aline Queloz aus Binningen hat im Hinblick auf ihre Maturaarbeit einen einzigartigen, speziellen Anlass kreiert

    Sie besucht das Gymnasium Oberwil, ist 18 Jahre alt – und bildhübsch. Denn nebst der Schule, die sie in einem Jahr mit der Matura abschliessen wird, modelt sie auch bei einer renommierten Agentur und war im Jahre 2015 Finalistin beim Elite Model Look.

    (Bilder: zVg)

    Sie ist ein aufgestelltes, vielseitig interessiertes Mädel. Sicher, mit 180 Zentimeter ist sie grösser als der gute Durchschnitt und die Masse von 85 – 66 – 90 lassen erahnen, dass sie die physischen Voraussetzungen mitbringt, um in einer Branche zu triumphieren, die Menschen primär nach Appeal und Optik bewertet.

    Aline ist als Mensch aber genau das Gegenteil. Sie ist feinfühlig und hat eine immense Sensibilität sowie Tiefgang. Während ihre Schulkolleginnen und -kollegen die Sommerferien wohl eher für Chillen, Partymachen und Sonnenbaden in südlichen Gefilden nutz(t)en, war/ist sie seit Beginn der Schulferien täglich damit beschäftigt, eine Modeschau zu organisieren, die am 16. August 2018 in Basel (Bildungszentrum Bürgerspital) stattfinden wird. Das Besondere an dieser Veranstaltung: Auf dem Laufsteg werden keine Models wie Aline laufen, sondern Mitmenschen mit einer Behinderung respektive einem Handicap. Der Basler Woche hat Frau Queloz ein Exklusiv-Interview gegeben:

    Aline Queloz organisiert eine Modenschau mit behinderten Mitmenschen

    Dürfen wir einige Angaben zu Ihrer Person und den schulischen Werdegang erfahren?
    Aline Queloz: Nun, was kann ich nach dieser treffenden Einleitung dazu noch ergänzen? Ich bin und heisse Aline, werde in diesen Tagen (Ende August) 19 Jahre alt und besuche im Moment das Gymnasium Oberwil. Aufgewachsen bin ich in Binningen. Dort lebe ich immer noch mit meinen Eltern, meinem Bruder und unserem Familienhund.

    Haben Sie Lieblingsfächer im «Gymi»?
    Das ist schwer zu sagen, denn das kommt immer auf das Thema an, welches wir gerade behandeln. Grundsätzlich mag ich jedoch Biologie sehr gerne, sowie auch Wirtschaft. Eigentlich gleich beide Fächer, da ich die Unterrichtsführung meiner Lehrer sehr mag.

    Bleiben neben dem Gymnasium und dem Modeln überhaupt noch Zeit für Hobbies? Falls ja, welche haben Sie?
    Im Moment nimmt die Organisation meines Events viel mehr Zeit in Anspruch als das Modeln selbst. Die Planung macht mir jedoch so viel Spass, dass man das durchaus als Hobby bezeichnen kann. Neben dem habe ich noch ein Pflegepferd, um das ich mich kümmere und ein paar Kinder, auf die ich regelmässig aufpasse.

    Gab es einen Grund, oder gar Auslöser, dass Sie eine Modeschau mit behinderten Mitmenschen organisieren?
    Ja, da gab es sogar mehrere. Der auslösende Moment fand jedoch im Zug von Bern nach Basel statt. Ich wusste zu jenem Zeitpunkt bereits, dass ich eine Modenschau organisieren wollte. Jedoch fehlte mir noch das gewisse Etwas, um meiner Modeschau auch eine Nachhaltigkeit zu verleihen. Als ich jedoch an diesem Tag in den Zug einstieg und mich in einem Viererabteil neben einen Mann mit Downsyndrom setzte, geschah etwas, was mich zutiefst ärgerte. Der Zug füllte sich von Station zu Station und er wurde immer wie voller. Doch anstatt dass sich jemand der Zugestiegenen gegenüber von uns setzten, liefen sie an uns vorbei oder standen lieber. Dies zeigte mir, wie viele Menschen immer noch nicht wissen, wie man sich in so einer Situation gegenüber Menschen mit einem Handicap (Behinderung) verhält. Ob es nun Intoleranz oder einfach nur Unsicherheit war, ist mir nicht klar. Jedoch war dies der ausschlaggebende Punkt, an dem ich zu mir selbst sagte, dass ich gerne meinen Teil für die Verbesserung dieser Situation beisteuern möchte.

    Was dürfen wir an diesem 16. August erwarten? Haben Sie persönlich spezielle Erwartungen für diesen einzigartigen Event?
    Der Abend wird ziemlich fröhlich und nicht so typisch streng ablaufen. Eine Modenschau, wie man sie kennt, darf man nicht erwarten. Ich werde den Event nämlich mit viel Persönlichkeit und auch Interaktion mit den Models gestalten. Für mich steht der Spass der Models im Vordergrund. Gleichgestellt ist auch der Eindruck, den die Show auf die Zuschauer hat. Sie sollen nämlich mit einem guten Gefühl nach Hause gehen und etwas Neues erfahren haben.

    OLYMPUS DIGITAL CAMERA

    Wie definieren Sie persönlich «Schönheit»? Sie stehen dafür, eine schöne, junge Frau zu sein…
    Hier beziehe ich mich ganz auf die berühmte Aussage von Thukydides: «Schönheit liegt im Auge des Betrachters.» Es ist einfach so, dass jeder Mensch seinen eigenen Geschmack bei allen Dingen im Leben hat. Für mich persönlich steckt in fast allem und jedem etwas Schönes.

    Ist die Modelbranche oberflächlich? Und muss man als junge Frau gewisse «Konzessionen» eingehen?
    Da kommt es auf die Agentur und den jeweiligen Auftrag an. Ich habe Glück, dass ich bei der Agentur, sowie bei einigen Aufträgen, gespürt habe, dass ich als Mensch wichtig bin. Und nicht nur mein Äusseres zählt. Den umgekehrten Fall gibt es natürlich auch. Grundsätzlich geht es darum, wie du dich auf dem Laufsteg und bei den Fotoshootings präsentieren kannst; Endziel ist ja, dass zuletzt das umworbene Produkt verkauft (oder zumindest promotet) wird. Da spielt dein Charakter auch eine Rolle. Daneben muss man ein gewisses Durchhaltevermögen, sowie Selbstbewusstsein, haben, damit man nicht untergeht zwischen all den anderen Models. Denn die Konkurrenz ist immens.

    Stört es Sie, wenn man (oder Mann…!) im Zusammenhang mit Ihnen von attraktiv, sexy und den drei Masszahlen spricht? Ist es eher Lob oder «Fluch», wenn man/Mann sagt, sie haben Sex-Appeal?
    Ich finde, in diesem Punkt geht es um den Respekt, den ein Mensch vermittelt. Es gibt Komplimente oder Aussagen, welche sehr anständig formuliert sind; diese freuen mich dann auch. Jedoch gibt es auch Personen, welche bei solchen Aussagen die Grenzen oder den respektvollen Umgang nicht kennen. Das geht dann überhaupt nicht.

    Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? In Hollywood oder an einer Universität?
    Für mich stand schon immer meine Ausbildung an erster Stelle und geniesst Priorität. Auch wenn mir das Modeln sehr viel Spass macht, finde ich es wichtig, einen guten Schulabschluss zu haben, der mir viele Berufs-Möglichkeiten offen lässt. Mein Ziel ist es, in Richtung Medizin zu gehen. Jedoch hat sich mit der Organisation der Modenschau viel geändert; vielleicht werde ich auch eine Kehrtwende machen und den Weg zur Eventmanagerin einschlagen. Wer weiss…

    Wir danken Frau Queloz für das Interview und sind sicher, dass diese «etwas andere» Modeschau zu einem vollen Erfolg wird.

    Jordi Küng


    Reservationen
    reservationmodenschau@gmail.com

    Vorheriger ArtikelDas Dreiländereck ist um eine Attraktion ärmer
    Nächster ArtikelDie Elite des Frauenfussballs trifft sich in Hägendorf