Glück – ein ewiger Tanz!

     


    Mit spitzer Feder …


    (Bild: zVg)

    Jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit nach Bern, zeigt sich mir im 1. Klasse-Abteil dasselbe Bild: Starre Gesichter, hochkonzentriert am Arbeiten mit Laptop oder Natel. Es ist ruhig im Wagen – so ruhig, dass man eine Stecknadel fallen hören würde. Und jedes Mal schiesst mir folgender Gedanke durch den Kopf: In einer Welt, in der Erfolg, Schönheit, Geld und Ansehen oft mehr zählen als innere Werte, verstecken wir unser wahres Gesicht hinter Masken. Und ich frage mich: «Warum tun wird das?» aus Angst davor, zu zeigen, was uns wirklich bewegt, wer wir wirklich sind? Schwäche zu zeigen, wo immer von Stärke gesprochen wird? In dieser Kolumne geht es um das Glück des authentischen Seins – jeden Tag, mit vollen Herzen. Wir trauen uns zu sein, wer wir wirklich sind, mit allen Stärken und ja auch vermeintlichen Schwächen. Mit all unserer lodernden Leidenschaft, Freundlichkeit, Aufmerksamkeit, ansteckenden Begeisterungsfähigkeit, aber auch mit der ungeliebten Ungeduld und Durchlässigkeit. «Es braucht Stärke, verletzlich sein zu können», stellte schon die US-amerikanische Malerin Joan Mitchell (1925 bis 1992) fest. Ja, in der Tat das braucht es. Und es ist eine der schönsten und besten Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe und immer wieder mache. Verletzlich zu sein, Mensch zu sein, Anzunehmen, dass man eine Pause braucht, nicht mehr weiter weiss oder gar Unterstützung benötig. Für viele ein fast unüberwindbarer Graben, obwohl es meines Erachtens eine grosse Gnade und Privileg ist, uns dies einzugestehen. Denn sind wir erst einmal an diesem Punkt angelangt, ist dies eine grosse Bereicherung. Es folgt die Erkenntnis – wir sind gut, wie wir sind. Und diese Einsicht ist der Weg zum Glück. Wenn wir dies nämlich erst einmal erkannt haben, uns in unserer Gesamtheit anzunehmen, steht dem Glücklichsein nichts mehr im Weg – nach innen wie aussen.

    Glück wird als das Resultat von Optimierung verstanden: Wenn ich erst diese eine Sache besitze oder erreicht habe, dann werde ich endlich glücklich sein. Aber so funktioniert das nicht – das wissen wohl die meisten. Reichtum macht nicht glücklich. Es ist inzwischen sogar wissenschaftlich erwiesen, dass es im Gegenteil sogar unglücklich macht, wenn man nach immer mehr Reichtum strebt: Ein materialistischer Lifestyle führt zu Unzufriedenheit. Sehr wenig Geld zu haben macht jedoch ebenso unglücklich, denn es ist eine enorme Belastung und verhindert, dass Grundbedürfnisse befriedigt werden können. Ergo: Bis zu einem gewissen Punkt macht ein steigendes Einkommen tatsächlich glücklicher – aber reich sein hilft trotzdem nicht auf der Suche nach echter Zufriedenheit.

    Dieses Missverständnis bringt uns allerdings unter anderem dazu, die Idee von einem «einfachen Leben» zu romantisieren: Eine Hütte auf dem Land, ein paar Tiere, ein Garten und weniger soziale Medien und Konsum. Wer davon träumt, der nennt es «Entschleunigung», aber meint eigentlich mehr Resonanz: Ein Leben, in dem man mit sich und der Welt im Reinen und in Verbindung ist – und in dem man frei ist vom Steigerungszwang. Wer ständig optimiert, der rennt einem Ziel nach, das es nicht gibt. Ein Garten, ein Haus und ein Hund können durchaus glücklicher machen – das ist aber auch nicht allein die Lösung.

    Wir haben die Werkzeuge eigentlich längst an der Hand: Wir alle wissen, in welchen Augenblicken wir uns wirklich bei uns fühlen. Was uns davon abhält, ist die Angst, abgehängt zu werden – und der Druck, weiter Ressourcen anzuhäufen: Besitz, Anerkennung, Wissen, Sicherheit. Und das alles in einer immer unsicheren und gefährlicher werdenden Welt, die jeden Tag aufs neue Arten ungemütlicher wird.

    Es wäre also vermutlich auf der Suche nach glücklichen Momenten sehr viel zielführender, wenn wir alle mehr nach diesem Moment der Verbindung streben würden – und nicht versuchen würden, uns das Glück mithilfe von To-Do-Listen und Fünf-Jahres-Plänen herbei zu optimieren. Das alles ist keine Patentlösung für ein glückliches Leben – wenn es sowas überhaupt gibt. Aber ein in sich ruhender Mensch, der ganz bei sich ist, zieht das Glück magisch an. Wer strahlt, wird zurückgestrahlt – das verspricht das spirituelle Gesetz der Anziehung: Jeder Mensch sendet ureigene, individuelle Energien aus, die mit ähnlichen Energien tanzen und sie an sich heranzieht. Das ganze Leben und Sein ist ein rhythmischer Tanz von Energien – zauberhaft!

    Herzlichst,
    Ihre Corinne Remund
    Verlagsredaktorin

    Vorheriger ArtikelDie ach so schlimme Generation Z
    Nächster Artikel5 Schritte für Ihre digitale Sicherheit