Geschichte wird in lebendigen Bildern nacherzählt

    Huttwil wird vom 5. bis 31. Juli 2025 mit dem Freilichttheater «Burechrieg» zum Schauplatz urchiger Schweizer Geschichte: Dabei steht der Bauernkrieg 1653, und damit auch Bauernführer Niklaus Leuenberger im Zentrum. Das Publikum erlebt die grossen politischen und kriegerischen Ereignisse jener Zeit – den Kampf der Bauern gegen die städtische Obrigkeit und um mehr Rechte und Freiheiten. OK-Präsident Amos Grädel, gibt einen Überblick über diese kulturelle Premiere in Huttwil und einen spannenden Einblick, was das Publikum zu erwarten hat. Aufgeführt wird das Stück auf dem Hof Spycher-Handwerk, den er mit seinen drei Geschwistern gemeinsam führt.

    (Bild: Rolf Sutter) Niklaus Leuenberger, der Bauernführer aus Rüderswil, und seine Familie stehen im Mittelpunkt rund um die Geschichte des grössten Volksaufstandes der Schweizer Geschichte 1653.

    Diesen Sommer wird in Huttwil das Freilichtspiel «Bure­chrieg» aufgeführt. Ist dies eine Premiere für Huttwil und wie ist diese Idee entstanden?
    Amos Grädel: Das Freilichtspiel «Burechrieg» ist eine Uraufführung – zum ersten Mal findet ein Freilichtspiel in Huttwil statt. Walter Rohrbach – ehemaliger Gemeindepräsident und Geschäftsführer des lokalen Verkehrsverein ProRegio Huttwil ist der Initiator. Es sollte etwas Neues oder Einzigartiges sein, wir wollten kein klassisches Gotthelf Theater aufführen. Die Geschichte des Bauernkrieges ist stark mit Huttwil verbunden, fand doch hier in Huttwil eine grosse Landsgemeinde inklusive Bauernschwur statt. Ein Denkmal erinnert noch heute an diesen geschichtsträchtigen Moment, an Niklaus Leuenberger, den Bauernführer aus Rüderswil und an die Zeit, in der die Landbevölkerung oder eben die Bauern und die «Obrigkeiten» uneins waren. So entstand die Idee, genau dieses Thema auf die Bühne zu bringen. Huttwil ist der einzige Ort der Schweiz, der über einen Bundesbrief verfügt. Und genau dieser Bundesbrief steht als zentraler Inhalt im Fokus unseres Stückes.

    Sie sind OK-Präsident. Was reizt Sie an diesem Amt?
    Ich bin in dieses Amt reingerutscht. Während den Vorbereitungen zum ursprünglichen «Burechrieg» 2020 trat mein Vorgänger von seinem Amt zurück. Ich spielte schon als Kind gerne Theater und auch das Organisieren von Events macht mir Freude. Dies hat mich motiviert, diese Herausforderung anzunehmen. Für mich ist dies ein tolles und lehrreiches Erlebnis. Es geht allerdings nur mit einem starken und zuverlässigen Team.

    Das OK hat sich für das Stück «Burechrieg» vom Emmentaler Autor Gerhard Meister entschieden. Was fasziniert Sie an diesem Freilichtspiel und wieso passt es nach Huttwil?
    Das Stück wurde speziell für das Freilichtspiel Huttwil geschrieben – es ist eine Uraufführung. Es ist historisch erwiesen, dass in Huttwil Zusammenkünfte der Bauern aus der ganzen Schweiz stattgefunden haben. Dieses Thema ist also perfekt auf Huttwil zugeschnitten. Mich persönlich fasziniert, wie der Autor Gerhard Matter die Geschichte aus der weiblichen Perspektive erzählt. Dies beleuchtet einen anderen Blickwinkel der Geschichten jener Zeit. Zudem ist es ein Vorteil, da wir viele weibliche Protagonistinnen haben.

    Der Berufs-Schauspieler Fabian Guggisberg spielt mit viel Überzeugung und Fingerspitzengefühl den Bauernführer Niklaus Leunberger.

    Können Sie ganz kurz die Geschichte des Stückes rund um den Bauernkrieg von 1653 schildern?
    Die Bauern akzeptierten nicht mehr länger die Unterdrückung der Obrigkeit aus Bern und haben sich zur Wehr gesetzt. Im Stück werden drei Aspekte gezeigt: Einerseits die Situation von Niklaus Leuenberger mit seiner Familie und den Bauern, andererseits das Leben der Bäuerinnen jener Zeit und zu guter Letzt die Haltung der Berner Obrigkeit. Das Publikum erlebt dabei die Geschichte auf diesen drei Ebenen und taucht so ein in den politischen und gesellschaftlichen Zeitgeist des 17. Jahrhunderts.

    Der Regisseur Ulrich Simon Eggimann ist ausgebildeter Sänger und kann aus dem Vollen schöpfen. Wie würden Sie seine Handschrift bei der Inszenierung des «Burechriegs» bezeichnen?
    Für uns als Newcomer in der Freilichttheater-Szene ist Ulrich Simon Eggimann eine ganz wichtige Figur. Er hat viele Jahre Erfahrung in allen Bereichen des Theaters und ist ein echter Rüederswiler, wie eben Niklaus Leuenberger. Er arbeitet sehr sorgfältig, präzise und detailgetreu. Zudem hat er ein gutes Händchen für die vielen Laienschauspielerinnen und -schauspieler und weiss, wie er sie abholen muss. Dabei ist seine ausgeprägte «Berner» Geduld eine Stärke und ein grosses Plus.

    Das OK des Freilichtspiels «Burechrieg» hat sich für die Besetzung der Hauptrolle des Bauernführer Niklaus Leuenberger für den Berufs-Schauspieler Fabian Guggisberg entschieden. Wie hat er Sie überzeugt?
    Niklaus Leuenberger ist eine Person mit vielen verschiedenen Facetten. Fabian Guggisberg hat einen schönen Berner Dialekt und spielt diese Rolle hervorragend. Er spielt sie nicht nur, sondern lebt sie auch eindrücklich – sei es als Bauernführer, Vater oder Bauer.

    Das Freilichtspiel «Burechrieg» wird auf dem Areal des Spycher-Handwerks in Huttwil aufgeführt. Welche Vorteile hat dieser Spielort, auch für Ihr Unternehmen, respektive wo können Sie Synergien nutzen?
    Die Lage des Spielorts direkt am Waldrand ist ideal, um das Publikum in ein anderes Zeitalter zu entführen – sind doch keinerlei modernen Gebäude oder Einrichtungen der heutigen Zeit in Reichweite. Das Areal des Spycher-Handwerks bietet zudem die nötige Infrastruktur für Parkplätze und Festwirtschaft.

    Was ist zurzeit die grösste Herausforderung bei der Organisation dieses Freilichtspiels?
    Das Proben im Freien auf der Naturbühne hat am 5. Juni begonnen. Für das OK gilt es nun, diverse Detailplanungen zu koordinieren. Wir suchen zurzeit genügend Helferinnen und Helfer für Eingangskontrolle und Gästebetreuung an den Spielabenden.

    Die Bauern akzeptierten nicht mehr länger die Unterdrückung der Obrigkeit aus Bern und setzten sich zur Wehr.

    Wie laufen die Vorbereitungen?
    Die Vorbereitungen laufen sehr gut. Die Naturbühne ist aufgebaut und wird nun fleissig bespielt. Alle Protagonistinnen und Protagonisten sind mit viel Herzblut und Engagement dabei.

    Welche Bedeutung hat das Freilichtspiel «Burechrieg» für die Region Huttwil?
    Der «Burechrieg» ist eine Uraufführung. Wir rechnen mit rund 9’000 Besucherinnen und Besucher. Das Freilichttheater ist ein Grossanlass für unsere Region und ein Leuchtturm für die ganze Schweiz. Denn der historische Inhalt des Stückes ist Schweizer Geschichte, die weit über unsere Kantongrenzen hinaus von Bedeutung ist.

    Wie viele Laienschauspielerinnen und -spieler wirken im Chor mit und wie haben Sie diese Leute rekrutiert?
    Es sind rund 90 Schauspieler­innen und Schauspieler sowie Sängerinnen und Sänger. Darunter wirken Mitglieder der regionalen Jodler- und Trachtenvereine mit. Wir haben sie mittels Aufrufe in der lokalen Zeitung wie auch über die sozialen Medien rekrutiert. Es war am schwierigsten Protagonisten für die jungen Bauern zu finden. Wir konnten schliesslich mit rund 15 Statisten mit wenig Proben die Bauernschar vergrössern.

    Ebenso benötigen Sie viele Helfende hinter der Bühne. Woher kommen sie und was bedeutet es für diese Menschen in der Region beim Freilichtspiel Bure­chrieg mitzuwirken?
    Der Verein ProRegio Huttwil hat bereits ein bestehendes Helfernetzwerk für seine Anlässe. Dies ist unsere Basis. Dazu kommen Bekannte der Mitwirkenden. Da es sich um eine Uraufführung handelt, ist für alle Protagonistinnen und Protagonisten das Mitmachen ein besonderes und einmaliges Erlebnis. Der Anlass ist daher auch ein gutes Marketing-Tool, um den Tourismus im Emmental zu fördern und die Menschen schweizweit in unsere wunderschöne Region zu locken.

    Der Vorverkauf hat begonnen. Sind Sie zufrieden?
    Ja, der Vorverkauf ist gut angelaufen. Die ersten beiden Wochenenden unserer 16 Vorstellungen sind schon fast voll. Wir sind zuversichtlich, dass die nächsten Wochen mit der breiten Berichterstattung in Print- und Online-Medien uns noch weitere Zuschauerinnen und Zuschauer bringt. Sobald wir gestartet haben, gibt diese nochmals Aufwind für spätere Vorstellungen.

    Weshalb sollte man «Bure­chrieg» keinesfalls verpassen?
    Verschiedene Blickwinkel beleuchten diesen historischen Hintergrund und erzählen ein Stück Schweizer Geschichte auf eine lebhafte und einfach verständliche Art – ein grossartiges Erlebnis!

    Was wünschen Sie sich für den «Burechrieg»?
    Die Bauern sind für sich und ihre Familien eingestanden. Ich wünsche mir, dass der Einsatz, Zusammenhalt und das Herzblut der gut 100 Mitwirkenden eine Geschichte vermittelt, die auch uns zum Nachdenken bringt, wofür wir uns in unserer Gesellschaft einsetzen möchten. Und natürlich gutes Wetter im Juli, damit die Vorstellungen im Trockenen und reibungslos über die Bühne gehen.

    Interview: Corinne Remund


    Infos

    Das Freilichttheater «Burechrieg» findet vom 3. bis 31. Juli, jeweils um 20.15 Uhr statt.

    Veranstaltungsort:, Spycher-Handwerk, Bäch 4, 4953 Huttwil

    Tickets: www.burechrieg2025.ch

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