Die «Brückenbauer/innen»

    Support für Flüchtlinge und Familien in schwierigen Lebenssituationen

    Rund 110 Freiwillige, Kinder und erwachsene Flüchtlinge aus dem Baselbiet schnürten Ende August die Schuhe zu einem Wandertag von Arlesheim nach Pratteln.

    (Bild: © SRK BL) Auf dem Hof Schönmatt (Gempen) legte die Wandergruppe eine Mittagspause ein

    Zum Wandertag des Roten Kreuzes Baselland eingeladen waren die Flüchtlinge und Familien in schwierigen Lebenssituationen mit den Freiwilligen, die sie im Alltag begleiten. Der Austausch am Event – unterstützt durch die Mineralquelle Eptingen AG und Lidl Schweiz – war rege und Sprachbarrieren wurden überwunden. «Mir gefällt die Idee des Wandertages sehr, da er Gelegenheit bietet, sich in ungezwungener Atmosphäre mit anderen Freiwilligen auszutauschen und Menschen aus vielen Nationen und ihre Geschichten kennenzulernen. Man sieht und spürt, wie Brücken gebaut werden, Bekanntschaften entstehen, Kinder sich finden, Vertrauen wächst und so ganz selbstverständlich echte Integration geschieht», so Anette Gerber aus Binningen. Sie begleitet eine syrische Familie mit ihren Kleinkindern seit zwei Jahren.

    Mit Freiwilligenarbeit viel bewirken
    Ein freiwilliges Engagement ist nachhaltig, nimmt pro Woche nur rund zwei Stunden in Anspruch und dauert mindestens sechs Monate. Freiwillige Bezugspersonen können Kinder und Erwachsene in schwierigen Lebenssituationen gezielt im Alltag unterstützen und stärken. Im Austausch mit ihrer freiwilligen Bezugsperson integrieren diese neue Erfahrungen. Benachteiligte Kinder erhalten Zugang zu Freizeitaktivitäten. In Mutter-Kind-Kontakten stärkt der gegenseitige Austausch über Familienthemen die Erziehungsrolle und Vorbildfunktion der Eltern. Ein Einsatz, der neue Perspektiven schafft! Beim Roten Kreuz Baselland engagieren sich wie Frau Gerber jährlich rund 800 Freiwillige für die Mitmenschen im Baselbiet. «Es sind Menschen, die ganz bewusst anderen Menschen ihre Zeit und Lebenserfahrung schenken. Gleichzeitig profitieren auch sie von den vielseitigen Erlebnissen bei den Treffen. Sie spüren, dass sie im Kleinen etwas bewirken können», so Corinne Sieber, Leiterin Soziales und Integration beim Roten Kreuz Baselland.

    Kinder durch neue Erfahrungen stärken
    Beim Programm «Mitten unter uns» steht das Kind im Mittelpunkt. Es geht um die Chancengleichheit aller Kinder. Es nehmen auch vermehrt Schweizer Kinder teil, die aus armutsgefährdeten oder armutsbetroffenen Familien kommen, betont Corinne Sieber. Kinder unter vier Jahren werden von ihren Müttern begleitet. Dabei lernt die Mutter auch neue Kontakte und Angebote in der Gemeinde kennen.

    Das Angebot «Salute» ist ein Mentoring Programm. Im Zentrum steht der Austausch zwischen zwei Erwachsenen. Freiwillige können etwas von sich weitergeben und damit Gutes bewirken. Die Begegnungen mit Flüchtlingen erweitern den eigenen Horizont. Für Flüchtlinge bedeutet der Austausch viel: Es sind Personen, die ihre Heimat verlassen mussten. Sie möchten im Baselbiet Fuss fassen und rasch möglichst ein selbständiges Leben führen. Eine solche Eins-zu-Eins-Begleitung ist Hilfe zur Selbsthilfe. Bei jüngeren Flüchtlingen geht es oft um Hausaufgabenhilfe, Deutschkonversation, einen Sportverein zu finden sowie Unterstützung in Fragen des Erwachsenenwerdens und der Berufswahl. Freiwillige werden hier rasch zu wichtigen Ansprechpersonen in diversen Lebensbereichen. Bei Frauen steht ihre Rolle als Frau und allenfalls Mutter in der Schweiz, wie auch die Berufsfindung im Vordergrund.

    Wichtige Kriterien sind die gegenseitigen Erwartungen und die verfügbaren Zeitfenster für die Treffen. Auch Susanne Suter hat sich vor zwei Jahren für ein solches Freiwilligenengagement beim Roten Kreuz Baselland entschieden. Sie lernte den jungen Iraker Awat Rasul kennen. «Ich bin pensioniert und habe viel Zeit. Und weil es mir so gut geht, möchte ich der Gesellschaft etwas zurückgeben.» Der Flüchtling sprach kaum Deutsch. Deshalb war das Erlernen der deutschen Sprache in den ersten Monaten zentral. Susanne Suter hat ihn bei der Bewältigung des Alltags unterstützt und ihn an Terminen mit dem Sozialdienst der Gemeinde begleitet. Heute arbeitet Awat Rasul auf der Gemeinde Binningen und führt ein selbständiges Leben.

    S. Gallo


    Sich freiwillig engagieren

    Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich freiwillig zu engagieren. Das Rote Kreuz Baselland berät Interessierte und hilft, eine sinnstiftende Aufgabe zu finden.

    Kontakt:
    Rotes Kreuz Baselland
    Corinne Sieber
    Leiterin Soziales und Integration
    Tel. 061 905 82 03
    freiwillige@srk-baselland.ch

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