Berufsbildung wird abgewertet

    Offener Brief zur Mindestlohn-Abstimmung in Basel

    20 Basler Ausbildungsbetriebe haben bezüglich der Abstimmung vom 13. Juni über das kantonale Mindestlohn-Gesetz respektive gegen die kantonale Volksinitiative «Kein Lohn unter 23 Franken», einen offenen Brief an die Medien gesendet. Ihre Botschaft: Ein staatlicher Mindestlohn setzt falsche Anreize für junge Menschen – die Berufsbildung wird abgewertet.

    (Bild: zVg) Gesetzlicher Mindestlohn: Er gefährdet unsere erfolgreiche Berufsbildung. Hier eine Basler Lehrabschlussfeier.

    Sehr geehrte Damen und Herren

    Die Ausbildung junger Menschen ist unsere Berufung. Wir engagieren uns Tag für Tag mit grosser Freude, damit junge Menschen erfolgreich ihren Berufsabschluss schaffen und auf einer soliden Basis in die Berufswelt starten können. Eine Basis, auf der sie sich im Verlauf ihres Berufslebens weiterentwickeln können. Personen mit einem Berufsabschluss verdienen deutlich mehr als Personen ohne Ausbildung oder Hilfskräfte. Das ist sinnvoll. Die Berufslehre muss mehr wert sein, damit möglichst viele junge Menschen diesen soliden Berufsweg einschlagen. Deshalb blicken wir mit Sorge auf den 13. Juni 2021. Dann stimmt Basel-Stadt über die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von 23 Franken pro Stunde ab. Dieser ist für alle gleich – unabhängig davon, in welcher Branche man arbeitet und ob man eine Ausbildung hat.

    Wenn in vielen Branchen die Löhne für Ungelernte und Hilfskräfte auf das Niveau von ausgebildeten Berufsleuten angehoben werden, dann kommt dies einer Abwertung der Berufsausbildung gleich. Aus der täglichen Arbeit wissen wir, dass es nicht immer ganz einfach ist, junge Menschen für eine mehrjährige Ausbildung zu motivieren. Diese ist anspruchsvoll und der Lohn während der Lehrzeit ist bescheiden.

    Es wäre ein völlig falscher Anreiz, wenn junge Menschen auch ohne Ausbildung gleich viel wie Gelernte verdienen würden. Wir müssen die Attraktivität der Berufsbildung erhöhen und nicht verringern. Wir brauchen dringend gut ausgebildete, junge Fachkräfte.

    Das System der Mindestlöhne – die im Rahmen von Gesamtarbeitsverträgen sozialpartnerschaftlich ausgehandelt werden und auf die jeweilige Branche sowie die Qualifikationen der Mitarbeitenden abgestimmt sind – hat sich bewährt. Dieses würde nicht nur mit der Initiative, sondern auch mit dem Gegenvorschlag unter Druck kommen. Das Mindestlohngesetz könnte vom Parlament jederzeit angepasst werden. Dies würde zu einer unsicheren Situation für alle betroffenen Wirtschaftszweige führen.

    Wir sollten unser erfolgreiches Berufsbildungssystem und die Sozialpartnerschaft nicht aufs Spiel setzen.

    Basler Ausbildungsbetriebe

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