Tony Bucheli pflegt und hegt das filigrane Handwerk des Korbflechtens mit grosser Leidenschaft. Dabei engagiert er sich aktiv im Verband, damit die Ausbildung zum Korb- und Flechtwerkgestalter EFZ erhalten bleibt. Ebenso sensibilisiert er immer wieder die Öffentlichkeit für die uralte und nachhaltige Handwerkskunst.

Nur noch wenige Menschen in der Schweiz beherrschen das uralte Handwerk des Korbflechters. Tony Bucheli in Langenthal betreibt dieses Kunsthandwerk seit über 40 Jahren mit grosser Leidenschaft und Flair. Sein Atelier an der Untersteckholzstrasse 40 in Langenthal ist «klein und fein» mit einem Ausstellungsraum, in welchem seine Naturerzeugnisse schön präsentiert werden: Stühle und Sessel aus Korbgeflechten, Körbe in allen Grössen und Farben, Schalen und Accessoires aus Weidengeflechten. Er braucht nicht viel zum Arbeiten. Flechtmaterial, wie scharfe Messer und eine Schere bilden die bevorzugten Werkzeugauswahl des Korb- und Flechtwerkgestalters. Flechten ist Handwerk pur: «Wir haben zwar einiges an Werkzeugen und auch ein paar Kleinmaschinen in unseren Werkstätten, aber das sind bloss Hilfsmittel. Die eigentliche Flechtarbeit geschieht mit blossen Händen», erklärt der gebürtige Luzerner. Ein guter Korbflechter ist flexibel wie sein Material. Er verfügt nicht nur über eine ausgeprägte Fingerfertigkeit, sondern ist auch hoch konzentriert und hat ein geschultes Auge für Ästhetik und Ausdruck. Dank seiner Erfahrung und seinem Wissen wie auch seinem ausgeprägten Geschick für Handarbeit kann der Kunsthandwerker aus dem Vollen schöpfen und findet immer eine gute Lösung.
Viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl
Bucheli stellt in seiner knapp 20 Quadratmeter grossen Werkstatt Sitzgelegenheiten, Körbe und weitere Objekte her oder repariert bereits bestehende Möbel und ersetzt Stuhlgeflechte aller Art. Er ist aber auch draussen tätig: «Mit druckimprägnierten Weiden kann ich auch Arbeiten im Aussenbereich anbieten.» Zudem gibt er Kurse oder Projektbegleitungen in Schulen und Institutionen. «Die ist ein wichtiges Standbein für mich», betont der Korbmacher. Dazu engagiert er sich seit 1999 mit Bernard Verdet und Pepito Zwahlen zusammen in der Flechtgruppe Salix, die ihm ermöglicht, gemeinsam auch grosse Projekte zu stemmen. «Bei unserem grössten Auftrag haben wir zu Dritt dreieinhalb Wochen gearbeitet und 1100 kg Weiden verflochten», erinnert er sich. Flink wickelt er Naturmaterial um ein Gerüst, es sieht beinahe einfach aus, wie er diesen Rattanstuhl entstehen lässt. Doch damit der Stuhl eine schöne, regelmässige Form erhält, braucht es viel Übung und unzählige prüfende Blicke. «Flechten ist eigentlich eine textile Technik, die wir im Fall von Körben in dreidimensionalen Objekten umsetzen», erklärt der Fachmann. Körbe flechtet er fast nur aus Weide. «Die Stühle baue ich aus Rattan und bei den Stuhlgeflechten kommen die unterschiedlichsten Materialien zum Einsatz», so der 69-jährige. Dank seiner Erfahrung und seinem Wissen vermag Bucheli an einem Arbeitstag drei Einkaufskörbe zu flechten.
Nachhaltige Zulieferer
Einige Weiden, die er verarbeitet, stammen aus dem eigenen Garten, aber das Gros der Materialien kauft er ein. Die Weiden werden in Spanien in Plantagen angebaut. Das Rattan wird im tropischen Regenwald in Südostasien gesammelt und aufbereitet. Dazu kommen industriell hergestellte Schnüre. «An viele Kunststoff-Flechtmaterialien kommen wir bei uns gar nicht heran und können dann solche Möbel oft nicht reparieren.» Für seine Produktion und die Kurse benötigt er rund 200 bis 300 Kilogramm Weiden. Seine Kunden sind Privatpersonen, die den speziellen Touché der handgefertigten Produkte gegenüber der industriellen Massenproduktion schätzen. Er arbeitet aber auch mit Institutionen und Gartenbauer zusammen. Dabei legt er grossen Wert darauf, dass jedes Objekt schön gestaltet und verarbeitet ist.
Als selbständig Erwerbender bedeutet Bucheli jeder kleine Reparaturauftrag einen Vertrauensbeweis und ist somit etwas Schönes. Aber es gab natürlich in seiner über 40-jährigen Korbflechter-Karriere etliche Highlights. Dazu gehören die grossen Arbeiten mit der Flechtgruppe Salix oder die Projekte an Schulen. In bleibender Erinnerung ist dem Langenthaler das Weiden- Feuerwerk in Lichtenfels: «Durch die Zusammenarbeit mit der Fachschule hatte es sowohl eine pädagogische Komponente als auch eine künstlerische, innovative Seite. Für mich war dieses Projekt logistisch herausfordernd. Dazu konnten wir als Verband unser Land im Ausland repräsentieren», erinnert er sich. Manchmal macht Bucheli auch einen Abstecher in die Kunst. Er sieht sich zwar eher als Gebrauchshandwerker denn als Künstler, allenfalls noch als Kunsthandwerker. Immerhin wurde ihm und seinen Kollegen in der Flechtgruppe «Salix» im Jahr 2002 der Kulturförderpreis der Stadt Langenthal verliehen.
Bald keine Ausbildung mehr?
Oftmals kommen Kunden mit einer Idee auf Bucheli zu, welche er dann umsetzt: «Ich bin selbst eigentlich gar nicht so kreativ», meint er bescheiden. «Meistens sind es Kunden, die mich inspirieren.» Der Kunsthandwerker setzt sich mit grossem Engagement dafür ein, dass der Beruf des Korb- und Flechtwerkgetalters in den Köpfen der Menschen lebendig bleibt und das historische Handwerk überlebt. Bucheli engagierte sich früh für die Berufsbildung und war 1989 Gründungsmitglied des Berufsverbandes, der IG Korbflechterei Schweiz. Zudem hat er 20 Jahre an der Berufsschule unterrichtet und war lange Chefexperte.
Momentan absolvieren vier Lernende die dreijährige Ausbildung zum Korb- und Flechtwerkgestalter in EFZ. Die Lehrstellen sind gefragt, allerdings gibt es noch zwei Ausbildungsbetriebe – die irides AG Basel und das Blickfeld Horw. Bucheli ist überzeugt, dass das Flechten als Tätigkeit nie aussterben wird. «Es ist eine spannende Arbeit, die keine grossen Einrichtungen erfordert.» Er konkretisiert aber: «Die Ausbildung ist aktuell gefährdet. Die jungen Leute haben zwar grosse Freude an der Ausbildung, sie wollen sich aber danach nicht im Verband engagieren.» Junge Leute in die Verbands- und Vorstandsarbeit zu bringen, ist denn auch die grösste Herausforderung der Branche. «Wir sind momentan daran, die vier Berufsverbänden der Weissküfer, Drechsler, Holzbildner und der Korb- und Flechtwerkgestalter zu fusionieren. Sie bilden innerhalb der Dachorganisation IG Kunsthandwerk Holz in Brienz ihre Lernenden aus. Nur so können wir die Administration professionalisieren», betont Bucheli.
Corinne Remund
www.korbundstuhl.ch
www.kunsthandwerk-holz.ch
www.korbflechten.ch
www.flechtgruppe-salix.ch